TV – Droge der Nation

15-7-2022
TV - Droge der Nation | Titelbild von Ksenia Chernaya von Pexels

Das Fernsehen wird heute immer mehr abgelöst von den "sozialen" Medien. Youtuber sind auch schon bald wieder ein alter Hut und TikTok auf den Smartphones immer mit diversen qualitativ unterschiedlichen Inhalten verfügbar. Das war schon vor dem Jahr 2000 fast abzusehen. Aus diesem Jahr ist einer der Fernseh-kritischen Artikel entstanden, der hier noch einmal hochgeladen werden soll.

Als ich mit einem guten Freund ca. um 2000 rum ein Reggae Magazin mit dem Namen "R-evolution - emotionales Magazin für Reggae und Dancehall" aus der Taufe hob, hatte ich schon ein bis zwei Jahre zuvor einen Artikel über das Fernsehen auf meinem Reggae Portal "Dread vs. Comb Edutainmant" gebracht.

Dieser Artikel entstand nach meinem USA Aufenthalt, wo ich ein Buch von Jerry Mander erwarb mit dem Titel "In The Absence Of The Sacred" (In the Absence of the Sacred: The Failure of Technology and the Survival of the Indian Nations, Sierra Club Books (1991) ISBN 978-0-87156-509-9)

Damals beeindruckte mich, dass es sich beim Autor um einen Menschen handelt, der in der Werbebranche tätig war und dadurch erkannte, wie diese Industrie die Konsumenten beeinflusst und den großen Firmen die Möglichkeit der Durchsetzung ihrer Interessen ermöglichte. Auch ich habe in einem zweijährigen Wochenendstudium der Kommunikation die Augen geöffnet bekommen, was es bedeutet in dieser Maschinerie tätig zu sein und hatte ebenso die Idee, das Gelernte nicht umzusetzen, sondern die Leute darauf hinzuweisen, was hier gespielt wird. Das findet auch im Artikel weiter unten Erwähnung. Ich war zwar noch einige Jahre als Grafiker tätig, konnte mich aber nie für das Marketing und die anderen Zweige wirklich begeistern, da es zu sehr auf´s Unterbewusstsein abzielt, ohne dass eine tatsächliche Gegenwehr stattfinden kann. Zumindest haben wir dann ein grafisch und thematisch anspruchsvolles Reggae-Magazin entwickelt, was unser damaliges Befinden in Worte und Bilder kleiden konnte. Hab also die andere Seite der Medaille genutzt.

Was man von Jerry Mander halten kann, weiß ich nicht, da ich mich derzeit nicht weiter um seinen Output gekümmert habe. Dieses Thema jedoch konnte ich sehr nachvollziehen und er hat es in einen nachvollziehbaren Kontext gesetzt.

An meinem Selbstversuch, ein paar Jahre ohne Fernseher zu leben, erkannte ich, wie einschneidend die Medien auf unsere Persönlichkeit sind. Unbestimmte Ängste verschwanden, ein freieres, tieferes Denken stellte sich ein. Sobald ich woanders mal dabei saß, wenn der Fernseher lief, erkannte ich die abgrundtiefe Dummheit und Verlogenheit, die sich mir präsentierte und tue es noch. Bewusstes anschauen - bewusstes Gerät-Abschalten!

Daher war auch für mich klar, dass meine Kinder zumindest die ersten Jahre bewusst kein Fernsehen schauen durften und dann, als es fast nicht mehr zu verhindern war, da Freunde und Verwandte natürlich weiterhin schauten, achtete ich darauf, dass es ausgewählt war und immer mit mir zusammen. Wenn es nötig war, kommentierte ich und erklärte so gut es ging, was wie und warum. Irgendwann schauten sie selbstständig, ohne dass es meiner Begleitung bedurfte. Ob meine Ideen gefruchtet haben, weiß ich nicht, denn das offenbart sich oftmals erst sehr viel später.

Meiner Mutter bin ich bis heute dankbar, dass sie mir die blutigen Szenen mit, "Das ist alles nicht echt, die benutzen Ketchup um es wie Blut aussehen zu lassen!" abgesoftet hat. Sie hat uns Kinder auch Vieles nicht anschauen lassen und die Fernsehzeit auf maximal ein bis zwei Stunden begrenzt. Wir hatten aber auch viel mehr Interessantes außerhalb der vier Wände zu tun und es gab noch keinen Computer in Privathaushalten.

Nun war ich selbst als Vater eine zeitlang auch im Kindergarten an der Kindergartenzeitung mit anderen Eltern beteiligt und konnte den Artikel so platzieren. Denn ich wollte aufklären über das, was ich selbst gelernt und erfahren habe. Dazu habe ich Auszüge aus dem Buch von Jerry Mander in großen Teilen übersetzt und mit eigenen Kommentaren versehen.

Dass uns dieses Thema nachwievor noch beschäftigt, nur mit den neuen Medien, zeigt die momentane Diskussion über die Macht der öffentlichen Sender mit ihren Nachrichten und Narrativen. Es ist schon so viel darüber geschrieben und gesagt worden, gerade auch in den Artikeln von Manfred Spitzer. Daher möchte ich den Artikel in unveränderter Form hier jetzt noch einmal einstellen. Die Zahlen haben sich natürlich stark verändert nach zwanzig Jahren Medien, aber der Grundtenor bleibt der selbe. Meine Meinung konnte ich auch ohne die hier erwähnten Personen bilden, aber vielleicht braucht der ein oder andere ja noch ein paar sogenannte Wissenschaftler etc., dass er das Gesagte ernst nehmen kann. Jeder kann sich heute selbst informieren und das Gesammelte sortieren und einordnen, wie er das für richtig hält.

Los geht´s - Back to the future:

Kinder schauen zu viel Fernsehen. Das ist ein Fakt. Denn überhaupt fern zu sehen ist schon zu viel, wenn man um den Einfluss weiß, den dieses Medium auf die Psyche und auch daraus folgend auf die Gesamtkonstitution des Menschen hat. Für die meisten „westlich-zivilisierten“ Menschen hat das Fernsehschauen eine wichtige Rolle im täglichen „Wuseln“ im Aufbauprozess der „Neuen Welt“ eingenommen. Es wurde fast eine der Haupttätigkeiten. Genauso wie es für die Leute, die an diesem Prozess beteiligt sind, ein gutes Instrument ist, die Menschen darauf zu trimmen was sie denken und fühlen sollen. Auch sind zusätzliche Faktoren dazu gekommen, die einen Einfluss auf die Nutzungsweise des Fernsehers in weniger „technologisch entwickelten“ Ländern bilden, wo er auch sanft ausgedrückt als „Kulturkloner“ fungiert, während er die eigentümliche Kultur eher zerstört.

Nach dem U.S. Department of Commerce, haben 99,5 % der Haushalte, die am Stromnetz hängen, einen Fernseher. Elektronisch gesehen bilden diese eine miteinander vernetzte Einheit. Ein elektronisches Signal von einer einzigen Quelle ausgesendet, kann nun fast jede Person im Land erreichen - 250 Millionen Menschen auf über 3 Millionen Quadratmeilen alleine in den USA - zur exakt der selben Zeit. Als solche Betrachtungsweisen zuerst in den Sechziger Jahren aufkamen, schreibt Jerry Mander in dem Buch „In The Absence Of The Sacred“ , lobte Marschall McLuhan sie als Bestandteil eines neuen "globalen Dorfes", doch er vergaß einen wichtigen politischen Punkt. Ein „autokratisches Potential“ - die Macht des Einen in das Gehirn der Vielen zu sprechen - ist unbestritten. Und wer es immer noch nicht glaubt, sollte sein eigenes Verhalten, seine eigene Manipulierbarkeit durch die Medien mal analysieren. Die Konsequenzen sind schon früh in der Science Fiction Literatur von Leuten wie Orwell und Huxley diskutiert. Die Folgen werden aber auch gerne von den Institutionen angenommen, die groß genug sind dieses Medium zu kontrollieren: Firmen, Regierung, Religion. So wie es momentan aussieht, schauen wohl 95 % unserer Bevölkerung jeden Tag fernsehen. Kein Tag geht vorbei ohne einen "Guckflash", und wenn es nur kurz ist, was den Grad der Beschäftigung bzw. Abhängigkeit mit/von diesem Medium zeigt.

Stellt Euch die Situation eines durchschnittlichen Erwachsenen vor, der fast fünf Stunden am Tag Fernsehn schaut. Diese Person verbringt mehr Zeit mit Fernsehen, als mit irgend einer anderen Tätigkeit in seinem Leben, außer schlafen, arbeiten oder zur Schule gehen. Aber wenn so ein Durchschnittsmensch abgeht, heißt das, dass fast die Hälfte der Bevölkerung mehr als fünf Stunden „fern sieht“. Komischerweise sitzen manche so nah, dass von fern sehen gar keine Rede mehr sein kann. Das Fernsehen hat somit die diversen Aktivitäten wie Gemeinschaftstreffen, Kulturbelange und Familienleben abgelöst. „Unsere ist die erste Gesellschaft, die ihr Leben in die Medien verlegt hat!“, sei hier Jerry Mander zitiert. Die Durchschnittsperson die fünf Stunden am Tag fernsehn schaut, ist also physisch in Beziehung mit einer Maschine. Er ist also folglich nicht mehr in Beziehung mit seiner Umwelt. Aber die Umwelt des TVs ist nicht statisch, sondern aggressiv und hektisch. Es hinterlässt Bilder im Hirn der Menschen, die sie permanent mit sich tragen. So ist der Fernseher eine äußere Umwelt, die zu innerer, mentaler Umwelt wird. Die Umkehr des natürlichen Entwicklungsprozesses. Die Bilder sind von Plätzen und Begebenheiten, die meist gar nicht in Beziehung zum Leben des Zuschauers stehen. Selbst in den abgelegensten Dörfern um den Globus, wie in Süd Amerika, Indonesien, Nord-Kanada, Afrika, Brasilien usw. sitzen Menschen in ihren Behausungen vor dem Fernseher und schauen sich Wiederholungen von in den USA erfolgreich gelaufenen Serien an. Satelliten-Fernsehen, als ein anderer demokratischer Durchbruch der Technologie gepriesen, wird benutzt um Bilder der „westlichen“, hauptsächlich amerikanischen Lebensweise, Werte, Werbung und "Style Experience" in die Köpfe eines Jeden zu platzieren. Das Resultat läuft auf eine Illusion der Individualisierung bei tatsächlicher Ent-Individualisierung heraus. Und „Ent-Individualisierung“ wird dann schön klingender zu „Globalisierung“. Oder kann man den amerikanischen Einfluss durch das Fernsehen in unserer Gesellschaft ableugnen? Eine Gesellschaft die „Superstars“ sucht?!

Wir denken beim Fernsehen an ein demokratisches Medium da wir Alle es in unseren Heimen empfangen können. Doch wenn es „demokratisch“ am empfangenden Ende ist, ist es nicht Zwingenderweise auch am sendenden Ende so. Nach Jerry Mander, der seine Zahlen schon Anfang der Neunziger aus der „Advertising Age“ (amerik. Mag) nahm, werden in den USA 75 Prozent der kommerziellen Fernsehzeit von den 100 größten Firmen des Landes bezahlt. Man bedenke, dass zu dieser Zeit 450 000 Firmen in den Vereinigten Staaten waren und um die 250 Millionen Menschen, die extrem verschiedene Standpunkte vertreten über Lebensstil, Politik und persönliche sowie nationale Vorlieben. Was sich zahlenmäßig wohl kaum nach unten verändert hat. Nur 100 Firmen entscheiden was auf dem Fernseher läuft und was nicht. Diese Firmen zeigen nicht nach Außen, dass sie eigentlich nichts finanzieren, was ihren Ansichten zuwider laufen könnte, das läuft weitaus subtiler. Es funktioniert schon in den Köpfen vieler Produzenten, die sich bei der Programmgestaltung den Wünschen der Firmenunterstützer anpassen. Hört sich nach einer effektiven Zensur an und wenn wir schon jeden Hinz von dort übernehmen, warum sollte es bei uns anders sein?

Als der Firmeneinfluss auf das öffentliche Fernsehen in den USA immer größer wurde, wirkte sich das auf die Länge und Qualität der Werbung aus. Ein Großteil des Programms wurde präsentiert von Exxon. Sagt dem „Nichtmitdenker“ soweit erst mal gar nichts. Der Grund, warum nur die größten Firmen der Welt die Übertragungssignale dominieren ist offensichtlich. Es sind die einzigen, die sich das leisten können. Nach der vor ca. zehn Jahren bestandenen Struktur kosteten in den USA eine halbe Minute der Hauptzeit „Primetime“ zwischen 200- und 300tausend Dollar. Während dem Superbowl beispielsweise mehr als 700 000 $. Ganz wenige der mittelständischen Unternehmen, noch weniger Einzelpersonen könnten zweihunderttausend Dollar bezahlen, um eine einzige Mitteilung auf dem Fernseher der Welt näher zu bringen.

Wenn ein paar Freunde beschließen, falls sie nicht gerade arm sind und Geld aufbringen könnten, ihren Standpunkt zu einem Thema zu vertreten, sei es z.B. Umwelt- ,Tier- und Menschenschutz, und „Glück haben“, könnten sie eine „Message“ auf dem Fernsehschirm präsentieren – Einmal! Währendessen könnte die multinationale Firma, die das Verschmutzen betreibt, den Spot vor und nach deren schalten. Sogar später am Abend noch mal und noch fünfmal am nächsten Tag und danach und danach. Einige amerikanische Firmen haben Werbe Etats von zwischen 100 Millionen bis zu über einer Billion Dollar pro Jahr. Das Fernsehen ist demnach effektiv ein „privates“ Medium, für ihren alleinigen Gebrauch, sofern es kein offener Kanal oder ein Regionalsender ist. Doch selbst da schleichen sich schon Klüngel und Vereinsmeierei ein. Dass das Fernsehen in sofern ein privates System in den Händen der größten Firmen ist, können die meisten Menschen noch nicht erfassen. Weil sie denken, dass sie so schlau sind alles zu durchschauen und selbst kontrollieren wie sie mit dem Fernsehen umgehen. Auch dass das verankerte Recht der freien Meinungsäußerung für Jeden gleich gilt. Jedoch ist die Meinungsfreiheit für die Einen mehr verfügbar als für die Anderen. Das führt dann zur Dominanz mancher Informationen. Die größten Firmen in den USA und wohl auch bei uns stellen Arznei, Chemikalien, Kosmetik, abgepacktes Essen, Autos und Öl her, und sind an anderen wachsenden Industrien beteiligt. Ob man jetzt einen Werbespot zu Arznei, Kosmetik oder Autos anschaut ist eigentlich egal, denn sie sagen im Endeffekt alle das selbe aus: Ob du Dieses oder Jenes kaufst, Befriedigung für`s Ego kommt aus diesen Gütern.

Wenn man mal in einem nicht näher definierbaren Anflug von falsch kanalisierter Kreativität ein Studium zum Kommunikationsfachwirt belegt hat und sich dann mit Fächern wie BWL, Marketing, Werbepsychologie und Public Relations rumschlagen musste, dann entwickelt man langsam Interesse an den Hintergründen. Denn man lernt die Mechanismen kennen, welche die Werbeindustrie benutzt um ihre Botschaften Früchte tragend an Mann, Frau und Kind zu bringen. Das Fernsehen erfüllt die Kriterien, die für eine Beeinflussung der meisten menschlichen Sinne notwendig sind. Da haben wir also eines der mächtigsten Kommunikationsmittel der Geschichte und es wird auch noch von den Leuten finanziert, die identische Anschauungen haben, wie das Leben gelebt werden sollte. Sie drücken diese Sichtweise Jedem täglich auf die Synapsen, was auf eine erschreckende Statistik verweist: Der durchschnittliche Amerikaner, um wieder beim Klischee-Fernsehgucker Nummer Eins zu landen, der fünf Stunden am Tag Fernsehen schaut, sieht ca. 21 000 Werbesendungen pro Jahr. Das sind 21 000 Rezitierungen der identischen Aussage über das Leben, aggressiv in das Gehirn des Zuschauers platziert, die alle sagen: Kauf was – tu`s jetzt! So sitzt eine gesamte Nation, auch bei uns, Nacht für Nacht, in passiver Haltung in einem Raum, empfängt Informationen von weit entfernten Orten in Form von Bildern, die in ihre Hirne platziert, 21 000 mal im Jahr erzählen, wie sie ihr Leben zu leben haben, oder wie schlimm ihre Welt wäre. Das heißt wir befinden uns in Passivität bei diagnostizierter Hyperaktivität mit Hilfe der Technologie. Und was richten da erst die Nachrichten an, wenn sie uns die „abgetrennten“ Symptome der Herrschsucht mancher Menschen als unsere eigene Realität vorgaukeln, ohne Hintergründe jemals ausreichend behandeln zu können?

Die Wirtschaft stellt logischerweise nicht den einzigen Grund dar, warum das Fernsehen so ein „passendes Medium“ für ein großangelegte Kontrolle ist. Müssten wir ja spätestens seit ein paar Jahren erkannt haben. Gleich bedeutsam ist die Eigenart des „Fernseh-Schau-Erlebnisses“. Vom marktorientierten Blick aus betrachtet, wie das Fernsehen die Menschen beeinflusst, ist der Effekt ein banal nutzbringender. Auch trotz Fehlen offizieller chemisch oder physikalisch erreichter Beweise der Abhängigkeit, ist die Zeit, die Menschen täglich vor ihrem Fernseher aufwenden, wie sie ihr Leben danach ausrichten, selbstredend und fast doch ein Beweis für die hypnotischen und abhängig machenden Eigenschaften. Es gibt jedoch einige Wissenschaftler, die solche Charakterisierungen näher bestätigen können. Zum Beispiel Wissenschaftler, die sich mit den Gehirnwellen befassen, fanden heraus, dass das Gehirn leichter in den "Alpha" Level rutscht, je mehr Fernsehen man schaut. Das ist ein angeblich langsamer, gleichförmiger Gehirnwellenzustand, in dem der Verstand am meisten aufnimmt. Low Vibes sozusagen! Es ist ein erkenntnisloser Modus in der eine Information direkt ins Hirn platziert wird, ohne dem Dazutun des Zuschauers. Oder meint Ihr, dass man durch das „Millionenquiz“ tatsächlich intelligenter und intuitiver wird, um so sein natürliches Fortleben auf der Mutter Erde zu sichern? Es sind Informationen, die in Wahrheit so uninteressant sind, wie verfilzte Achselhaare eines Meister Proppers!

Beim Fernsehgucken empfangen die Leute also Bilder, ohne sie gedacht zu haben. Obwohl das mit dem Denken auch oft ziemlich überschätzt wird, denn was passiert nicht alles durch ein Gruppen- oder Volksdenken, Vor- und Nachdenken, Mit- und Durchdenken. Und woher kommt das Denken? Es ist eine Folge des Verstandes, der wiederum das Werkzeug des Egos ist, welches wiederum ein Werkzeug des unberührten Selbstes ist, welches der wahre „Sohn Gottes“ ist. Das Denken ist ein Anzapfen vorhandenen Wissens. Das Gehirn und der Körper sind also demnach Werkzeug des denkenden Verstand-Egos und sehr anfällig für äußere Reize. Daher ist ein Grund, warum das Gehirn in einen passiven - aufnehmenden Zustand fällt, das Fehlen der Augenbewegungen beim Fernsehen, ein anderer der kleine Bildschirm. In einem normalen Abstand zum Fernseher, kann das Auge das Gesamte in einem Bild wahrnehmen, ohne dabei den ganzen Bildschirm „scannen“ zu müssen. Dieses Fehlen des Suchens der Bilder, stört die normale Assoziation zwischen Augenbewegung und Gedankensimulierung. Diese Assoziation stellt aber ein genetisch bedingtes, aus dem Bewusstsein der Ahnen kommendes Sicherheitsventil in jedem Menschen dar. Vor den modernen Zeiten, schenkte man jeder wahrgenommenen Veränderung innerhalb seiner Umwelt eine ständige Aufmerksamkeit; alle Sinne richteten sich sogleich auf diese Veränderung, eingeschlossen die Sehkraft die „sonnenhaft“ ist, also Licht in´s vermeintliche Dunkel bringt. Wenn aber ein Bild nicht gesucht werden muss, fehlt die wichtige Art der mentalen Stimulation. Die Frage ist, ob ein Bild noch gesucht werden kann, bei so vielen stroboskopartigen Schnitten. Hypnotiseure selbst geben das Flackern des Bildschirmes, bei Unbeweglichkeit der Augen, als einen weiteren Grund des Alpha-Wellen Zustandes an, den sie mit ihrer hypnotischen "Kerzenflammen-Methode" vergleichen. Ebenso kommt die Information in einem eigenen Tempo, ohne dass der Zuschauer Einfluss hätte; Ein Bilderstrang, eine Bilderflut! Niemand nimmt die Bilder aus ihrem Zusammenhang einzeln raus, wie bei Geschriebenem oder Fotografien. So gibt es nur die Möglichkeit sich den Bildern zu ergeben oder sich dieser Erfahrung zu entziehen. Aber wenn man Fernsehen schaut, muss man den Bildern gestatten einen in deren eigener Geschwindigkeit zu erreichen. So macht diese Eigenart körperlich und geistig passiv.

Das Radio funktioniert fast wie ein Buch, wo der Zuhörer zum Gehörten, bzw. der Leser zum Gelesenen aktiv visualisiert. Beim Fernsehschauen jedoch, geht die eigene Bildschaffung zum Schlummern. Die Printmedien regen noch am meisten die Visualisierung an, da sie zeitlos sind. Es gibt keine zeitlichen Vorgaben beim Zustandebringen der Bilder. So ist die Sammlung von Informationen aus dem Print Medium ein aktiver Vorgang. Um erfolgreich zu lesen, sollte man den ganzen Geist bewusst einsetzen. Es ist daher schlecht möglich im Alpha Zustand zu sein während man liest, wenn man verstehen will, was man da liest. Wir alle haben schon mal die Erfahrung gemacht, einen Absatz eines Artikels zu lesen, um danach festzustellen, dass wir ihn eigentlich nicht wirklich gelesen haben. So müssen wir ihn wohl noch ein zweites Mal lesen. Während wir das tun, sind wir uns bewusst, so dass wir „verstehen“, was dort geschrieben steht, also unser Hirn in einem kognitiven Modus halten, um die Information zu bekommen. Auch hat man beim Lesen die Möglichkeit etwas zu unterstreichen oder eine Seite zu kopieren. Der Leser kontrolliert so die meisten Elemente des Prozesses und kann die Bedingungen zum Akzeptieren der Information selbst schaffen. Das meint zumindest Jerry Mander. Wenn der Verfasser eines Textes jedoch PR-Profi ist und weiß wie er was formulieren muss um gewisse Gefühle und Assoziationen zu wecken, wird es schon schwerer neutral zu bleiben. Irgendwie beschäftigt man sich sowieso meist mit den Dingen, in denen man seine eigene Meinung widergespiegelt findet. Also ist auch dieses kein Medium welches man unkritisch auf sich wirken lassen sollte.

Die genannten Möglichkeiten verhalten sich nun beim Fernsehen etwas anders. Die Information muss so genommen werden wie sie kommt, ohne Gegenwehr. Ein Wissenschaftler aus San Francisco sieht das Wort "Zombie" als die genau richtige Bezeichnung für dieses Erlebnis. Ebenso wird das Fernsehen als "Mnemonic Learning" bezeichnet, das "Lernen ohne die bewusste Teilnahme des Lernenden", also ist das Sleep-Teaching, Schlaflehren. Hört sich an wie „Brainwash“ oder einfach Ablenkung vom Essentiellen zur Befriedigung des Unwichtigen durch unterschwellige Beeinflussung des Willens. Also, wenn jetzt die Eigenschaften des Fernsehens mit einer Droge verglichen würde, so wäre das Valium und andere Beruhigungsmittel das naheliegendste. Das ist jedoch nur die Hälfte der Geschichte, denn wenn TV wirklich eine Droge ist, ist es nicht Valium, sondern "Speed"! Und das wieder paradoxerweise abwechselnd! Oder warum gibt es so viele Kinder, bei denen „Hyperaktivität“ diagnostiziert wird, von denen, die durch ihre Lebensweise erst eine Bewusstseinsveränderung in dieser Art schaffen konnten? Und man muss schon in sein Innerstes horchen um die Ausreden und Beschönigungen der technologischen Gesellschaft zu enttarnen, die bei logischem Nachdenken sogar als offensichtliche Illusion in Luft aufgelöst werden kann. Fakt ist, dass Fernsehen nichts mit natürlichem Leben zu tun hat, und daher auch keine natürlichen Fähigkeiten fördert, sondern eher umgekehrt.

Es beeinflusst die Kinder, dass sie keine normale Urteilsfähigkeit entwickeln können und ein Leben aus zweiter Hand aufbauen. Es beeinflusst die Eltern, die eingeredet bekommen, dass es völlig legitim ist, ihre Zeit vor dem Fernseher zu verbringen, statt sich mit den Kindern auseinander zu setzen. Dass es in Ordnung ist, wenn die Kinder alles unhinterfragt konsumieren und in einer Scheinwelt leben. Von der Ernährung bis zum Spielzeug. Man hat keine Zeit weil man so viel arbeitet, um sich das leisten zu können, was durch die fernsehbeeinflusste Allgemeinheit als Standard vorgelebt wird. Die Freizeit ist aber nicht dazu da, auch noch das Phantomdasein der Arbeitswelt bis vor den künstlich unbewusst „selbstgebastelten“ Traum im Schlaf mit einer fernsehgesteuerten Illusion auszudehnen. Wir sollen wohl zu genormten Konsumenten gemacht werden, die das Geld über die sozialen und familiären Bindungen stellen. Und wenn da einer nicht in die Norm passt, weil er dieses Verhalten in extremer Weise vor Augen hält, dann wird er mit dämpfenden Medikamenten angepasst. Die Chance einer individuellen, natürlichen Entwicklung ist damit die Grundlage genommen, da Erkenntnisse nicht aus bewusstem Lernen durch aktive Teilnahme am Leben entspringen, sondern als Verhaltensweisen in eingedämmten Modus zusammenhanglos im Unterbewusstsein aufgehäuft werden. Die Hyperaktivität des technologischen Fortschritts hat sich auf den Menschen nur insofern tatsächlich niedergeschlagen, dass er den Begriff für jedes aufgeweckte, durch die Reizüberflutung nervös gemachte Kind benutzt, ohne sich zu erinnern, dass wir keine Maschinen sind, die nach einem Programm ablaufen und damit steuerbar, berechenbar und überschaubar sind. Der Körper kommt mit diesen überzogenen Einflüssen nicht mehr klar und das rächt sich jetzt an den neuen Generationen.

Soweit dieser Artikel aus dem Jahr 2000. Es sind jetzt 22 Jahre vergangen und wir haben vor Augen wie sich die Sache tatsächlich entwickelt hat. Jeder kann jetzt selbst nachdenken, inwieweit dieser Artikel schon an der Realität gelegen hat, bzw. von ihr drastisch überholt wurde. Die sogenannten sozialen Medien haben neue Felder dieser Beeinflussung geschaffen. Die "neue Weltordnung" wird uns schon seit vielen Jahren durch etliche Filme schmackhaft gemacht und scheint unausweichlich. Doch wir können einfach abschalten!

Tunes mit Bezug auf Fernsehen und Medien von Stenman und/oder Leo´s Den:

Können wollen - Overlook Riddim - Stenman 2022

Koan 2.1 - MondayMarch Riddim - Stenman 2021 - (hauptsächlich 3. Strophe)

Manipulation - Leo´s Den - Trodding Thru Time & Space 2012
(Kann man auf Spotify anhören, mach ich jetzt keinen Link drauf!)